Vanessa Arlt: Mittendrin im Titelkampf der Frauen-Bundesliga

Von Mario Witthake

(28.03.17) 2600 Zuschauer im Wolfsburger Stadion und etliche  Fernsehzuschauer von  Sport1 haben Vanessa Arlt beim Spiel des VfL gegen den FC Bayern München gesehen. Als Schiedsrichter-Assistentin erlebte die Grevenerin das Topmatch der Frauen-Bundesliga.

Heimspiel: Frau Arlt, das war am Sonntag nicht Ihr erster Einsatz in der Frauen-Bundesliga. Aber schon ein spezieller, oder?
Arlt (26): Ja, auf jeden Fall. Vor allem auch, weil es für mich immer noch relativ neu ist, mit einem Headset unterwegs zu sein und natürlich dadurch, dass das Spiel im Fernsehen übertragen wurde. Außerdem war es neu für mich, mit einer vierten Offiziellen im Team zu sein.

Inwiefern erleichtern das Headset und eine vierte Offizielle Ihre Arbeit?
Es ist eine super große Erleichterung, über den Blickkontakt hinaus mit den anderen kommunizieren zu können. Die vierte Offizielle stand auf meiner Seite und konnte mir zum Beispiel den Auswechselvorgang abnehmen. Es ist schön, sich immer wieder Feedback geben zu können. Man muss sich aber auch daran gewöhnen. Einmal habe ich vergessen zu sagen, dass es Abseits war. Da hat die vierte Offizielle das Wort für mich übernommen. Die Hauptschiedsrichterin hatte aber schon meine Fahne wahrgenommen und abgepfiffen.

Apropos Hauptschiedsrichterin. Das war in Wolfsburg FIFA-Assistentin Katrin Rafalski. Ist sie eine Kollegin wie jede andere oder jemand, zu dem man aufschaut?
Doch, auf jeden Fall. Sie gibt einem zwar immer das Gefühl, dass sie ein Mensch wie jeder andere ist. Ich finde aber schon, dass man Respekt davor haben sollte, was sie alles schon erreicht hat. Es ist cool mit ihr, weil sie super locker ist.

Gab es Rückmeldungen aus Ihrem Umfeld? Nach dem Motto: ‚Vanessa, ich hab‘ dich im Fernsehen gesehen‘...
Ja, überraschend viele sogar, obwohl der Sender ja erst noch die Verlängerung vom Eishockey übertragen hat. Ich habe viele Fotos zugeschickt bekommen von Freunden, die den Bildschirm abfotografiert haben, wenn ich eingeblendet wurde.

War die Nervosität vor einem Spiel mit 2600 Zuschauern einen Tick größer als sonst?
Klar. In dem Stadion ist es auch sehr schön, weil der Abstand zwischen Zuschauern und Spielfeld sehr klein ist. Dann sieht man beim Einlaufen die Kameras. Ja, ich war schon nervös, aber es war eine positive Nervosität, die mit dem Anpfiff verflogen ist. Dann ist man im Spiel drin.

Auf dem Platz standen Weltmeisterinnen und Olympia-Siegerinnen. Wie war der Umgang untereinander?
Der war super. Man hat schon gemerkt, dass es um was ging und Bayern unbedingt punkten musste. Der Umgang war aber super, auch mit uns. Es war natürlich gut, dass Katrin dabei war. Alle kennen sie und erkennen sie an.

Sind Sie lieber an der Fahne oder an der Pfeife?
Beide Aufgaben haben ihren Reiz und lassen sich schwer vergleichen. Die Erfahrung mit dem Headset war, wie gesagt, toll. Ich bin aber auch gerne Hauptschiedsrichterin.

Stehen Sie manchmal noch ganz alleine auf dem Feld?
Das kommt meist nur noch in der Vorbereitung vor. Da muss ich den Schiedsrichtern Respekt zollen, die das Tag für Tag machen müssen. Assistenten sind einfach Gold wert, und es gibt Dinge, die kann man alleine nicht sehen.